Dienstag, 20. Juli 2010

Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) erwartet digitalen Atomschlag

BDK-Vorsitzender Klaus Jansen gab im Rahmen eines Interviews mit der Neuen Osnabrücker Zeitung einen Teil des 15-Punkte-Sofortprogramms des BDK zum Besten. Man fragt sich, wie weit Paranoia gehen kann. Insbesondere bei der Art der Formulierungen merkt man, wie tief diese Angst sitzt.

„Was wir brauchen, ist ein verlässlicher Identitätsnachweis im Netz. Wer das Internet für Käufe, Online-Überweisungen, andere Rechtsgeschäfte oder Behördengänge nutzen will, sollte sich zuvor bei einer staatlichen Stelle registrieren lassen müssen.“ , so Jansen.

Heißt im Klartext, dass jeder der bei eBay ein Schnäppchen sieht oder bei Douglas dem Partner ein olfaktorisches Kleinod bestellen möchte dies nur noch dann kann, wenn er sich vorher eine staatliche Lizenz zum Einkaufen besorgt hat. Keine Transaktion mehr ohne Big Brother im Hintergrund, der mitliest. Orwell lässt grüßen.

Immerhin sagt Jansen, das die Bundesregierung in der Zuschauerrolle verharre.
„Kompetenzgerangel, Unvermögen und Blauäugigkeit führen zu unfassbarem Politik-Versagen.“ Da kann ich ihm nur beipflichten. Über die Unfähigkeit und mangelnde Kompetenz unserer Politiker zu diesem Thema steht viel zuviel im Internet.

Weiterhin möchte Jansen die „gesetzliche Befugnisse für offene und verdeckte Ermittlungen im Internet, speziell in sozialen Netzwerken wie Facebook, SchülerVZ oder Twitter“. Auch solle die Polizei das Recht bekommen, „Trojaner, Viren und Schadprogramme von privaten Rechnern entfernen zu dürfen“.

Man stelle sich das mal im realen Leben vor. Die Polizei, dein Freund und Helfer, kommt unbemerkt zum Reparieren meines Rechners, weil ich mir was eingefangen habe. Mit dem derzeitigen Stand der Ausbildung der meisten Polizeibeamten sollte man denen nicht mehr als Legosteine in die Hand geben. Alles andere wäre zu technisch. Jansen sieht das übrigens genauso, drückt es allerdings ein wenig eleganter aus.

Gravierenste Aussage ist allerdings der Vergleich einer virtuellen Attacke auf die Infrastruktur mit den Folgen eines Atomschlages. Möglicherweise sollte Jansen sich mal darüber informieren, unter welchen Vorraussetzungen das Internet entstanden ist: um genau diesen Angriff zu überstehen.
Außerdem fordert er einen „Reset-Knopf für das Internet“. Damit könne das Kanzleramt im Ernstfall das Internet sofort vom Netz nehmen. Ja sicher, und wenn Focus und Co. etwas hässliches über die Regierung schreiben, oder ich hier etwas (negatives?) über Herrn Jansen, dann einfach mal Not-Aus!

Datenschutz, Rechte und Kriminalität im Internet sind mit Sicherheit Themen, die uns in der nächsten Zeit weiter beschäftigen. Aber so eine Art von Panikmache ist meines Erachtens völlig überzogen. Redefreiheit schön und gut, aber in seiner Position diese Art der Paranoia zu verbreiten kann nicht richtig sein.

Vielleicht sollte man den guten Mann mal überwachen, damit er nicht versehentlich das Internet ausschaltet, wenn er zufällig den Knopf findet.

Dienstag, 13. Juli 2010

Die Internetmarke der deutschen Post AG

Seit längeren bietet die Deutsche Post AG auf Ihrer Internetseite die Internetmarke als Alternative zur herkömmlichen Frankierung an. Wer als Erstkunde das Angebot nutzen möchte, ist allerdings schnell enttäuscht.

In ein paar Schritten zur druckfertigen Marke mit Bild und Adresse. Die Auswahl ist recht einfach und übersichtlich gestaltet. Man wählt die Menge der Postwertzeichen gibt optional Absender- und Empfängeradresse(n) ein und kann sogar ein kleines, Icon-großes Bildchen neben dran platzieren. Allerdings ist die Auswahl nur aus vorgegebenen Motiven möglich, die zudem noch so eingeschränkt sind, dass es für Unternehmen oder Freiberufler kaum Sinn macht, diese zu verwenden. Es sei denn Unternehmen schreiben kitschige Werbe- oder Liebesbriefe. Aber Mahnungen mit Herzchen?

Hat man dann die Auswahl abgeschlossen kann man noch das entsprechende Druckformat festlegen. Die Auswahl aus 34 verschiedenen Druckformaten lässt kaum Wünsche offen. Ob Druck auf die Etiketten der großen Hersteller im DIN A4-Format oder auf den kleinen Labeldrucker, alles ist enthalten. Hier muss man die Macher loben.

Die Unstimmigkeiten kommen auf der nächsten Seite, wenn es um die Bezahlung geht. Unter der Überschrift "Bezahlart auswählen" steht:

"Die Bezahlung erfolgt bei den Bezahlarten Kreditkarte, PayPal und giropay auf externen Seiten. Anschließend kehren Sie zum Ausdruck der Briefmarken zurück. Sollten Sie nach der Bezahlung nicht hierher zurückkehren, können Sie die bezahlten Briefmarken auch aus Ihrer Bestätigungs-E-Mail heraus ausdrucken."

Darunter allerdings finden sich aktuell nur die Möglichkeiten PayPal, Onlineüberweisung (giropay) und vorhandene STAMPIT-Portokasse. Von Kreditkartenzahlung fehlt jegliche Spur; ist diese Art der Bezahlung doch die Einzige, mit der auch schnell und spontan eingekauft werden kann, auch ohne irgendeine Anmeldung.

Der Ausdruck und das Handling sind gut gelöst und die Internetmarke ist eine echte Alternative um nicht an überfüllten Postfilialen in der Schlange stehen zu müssen.

Eine Kleinigkeit fällt jedoch auf der Seite der Post noch auf. Möchte man per Online-Formular mit der Post in Verbindung treten, so sind nahezu alle persönlichen Angaben Pflichtfelder. Dies sollte im ersten Ansatz kein Problem darstellen. Allerdings findet man unter den Link "Datenschutzerklärung" die Formulierung:

""Darüber hinausgehende personenbezogene Angaben wie Ihr Name, Ihre Anschrift, Telefonnummer oder E-Mail-Adresse werden nicht erfasst, es sei denn, diese Angaben werden von Ihnen freiwillig gemacht, z.B. im Rahmen einer Registrierung, einer Umfrage, eines Preisausschreibens, zur Durchführung eines Vertrages oder einer Informationsanfrage."

Freiwillige Pflichtangaben?
Schon ein wenig peinlich.

Dienstag, 6. Juli 2010

Nebenwirkungen inbegriffen

Das DE-Mail-Projekt (auf www.golem.de) ist mit Sicherheit interessant und wird auch in Zukunft vielfältige Möglichkeiten bieten.

Schön, das die Anbieter dieses Dienstes vom BSI zertifiziert sind. Aber schon heute gelten die Anbieter GMX und Web.de bei vielen als Spam-Schleuder. Gerade im Bereich großer Presseportale ist es teilweise nicht möglich sich mit diesen Domains beim jeweiligen Anbieter anzumelden. Der Privatkunde wird möglicherweise auf das System zurückgreifen, aber als Firmenkunde ein Konto bei M. Davis zu unterhalten, ist nach unserer Erfahrung eher ungeschickt.

Zudem sollte der DE-Mail-User dann auch noch sein elektronisches Postfach regelmäßig leeren, schließlich gelten ja die DE-Mails dann auch als zugestellt. Wenn auch noch Dienste wie DE-Safe hinzukommen, fragt man sich, warum es bei vielen Usern in Deutschland ein gesundes Misstrauen gegenüber Anbietern wie z.B. Google gibt, wenn diese anbieten persönliche Dokumente zu speichern.

Ob Zertifizierungen alleine reichen, um das Vertrauen in die verschiedenen Anbieter zu stärken halte ich eher für fraglich. Hier sei nur Facebook genannt. Und hat nicht die Telekom einigen Personen nachspioniert?