Dienstag, 30. November 2010

Marktmacht oder Sandkastenspiele?

Kommentar zum Artikel "EU untersucht Kartellrechtsverstöße durch Google" auf golem.de.

Die europäische Kommission prüft, ob Google seine Vormachtstellung auf dem Suchmarkt missbraucht. Sicherlich ist es wichtig, dass Kartellbehörden über solche Verstöße wachen. Bei den Stromkonzernen kennen wir die Praxis ja schon lange: Öl wird billiger, Strom teurer. Begründet mit den gestiegenen Rohstoffkosten. Das ist eine Gleichung, die der Bürger versteht: 1+1=5 zzgl. Mehrwertsteuer.

Bei einer Suchmaschine wie Google verstehe ich den Klageweg nicht so wirklich. 'Beschwerden von Anbietern von Suchdiensten über eine Benachteiligung in den unbezahlten und bezahlten Suchergebnissen'. Weiterhin sollen Google eigene Dienste in den Suchergebnissen bevorzugt dargestellt werden.

Ich sehe das mal ganz pragmatisch: Ich betreibe eine Suchmaschine und durchsuche auch andere, die das Gleiche machen, wie ich. Wenn ich dann feststelle, dass andere besser sind als ich, dann schreibe ich das ganz vorne hin. Ist ja auch fair, wenn ich offen sage, das die Qualität der Mitbewerber besser ist oder?
Vielleicht sollte man mal in die entsprechenden AGBs reinschauen. Gibt es für Google überhaupt eine Verpflichtung Seiten zu indizieren? Kann ich mein Recht auf Aufnahme in den Google-Index einklagen? Halte ich eher für fraglich.

Bei den bezahlten Suchergebnissen oder Diensten könnte man über entsprechende Regelungen noch diskutieren. Hier habe ich schließlich als Kunde gewisse Rechte. Aber auch hier stelle ich mal ein Szenario in den Raum: Ich verlege ein städtisches Anzeigenblatt, in dem auch Werbeanzeigen abgedruckt werden. Muss ich jetzt Anzeigen rucken, die meine Konkurrenz bucht und mich alt aussehen lässt?

Schauen wir mal ein wenig genauer hin, wer da zu den Betroffenen gehört. Zum einen die Franzosen. Klagen meiner Meinung nach gegen alles, bekommen aber selbst nichts richtig hin (bin durchaus bereit, diese gewachsene Meinung zu vertreten) und wollen ein wenig abkassieren.
Zum anderen steht Microsoft als Mitbewerber da. Seit Jahren versucht dieser Bürosoftware verkaufende Laden sich mit dem Internet zu beschäftigen und zu punkten. Bisher alles in die Tonne oder wie man neudeutsch sagt, alles Bing.

Selbst durch die Erfahrung reicher geworden, was man mit Klagen alles erreichen kann, wird als Strohhalm natürlich der Rechtsweg gewählt.

Vielleicht stehe ich mit meiner Meinung da alleine, aber warum verziehen sich die Firmen nicht in die Entwicklung zurück und präsentieren dann etwas, was Google Paroli bietet? Momentan sehe ich die Klage stark vereinfacht als Mittel zum Zweck: Googles Produkte sind besser als die anderen, also müssen wir gegen die klagen, weil wir es selbst nicht auf die Reihe bekommen.

Bringt mich auf eine coole Idee. Ich verklage jetzt SAP. Wir haben auch ein ERP-System geschrieben, aber SAP ist erfolgreicher als wir. Und die haben ja die letzte Klage auch so richtig verloren. Macht jemand mit, außer den Franzosen?

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